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Auf Fragen und Sorgen des Kindes eingehen

Ihr Pflegekind ist mit vielen Gefühlen und Schwierigkeiten konfrontiert, unter anderem wenn ein Elternteil suchtbetroffen ist. Dies weckt Sorgen und wirft viele Fragen auf. Je nach Alter und Entwicklungsstand sind die Fragestellungen und Ängste anders.

Das Kind muss verstehen können, was in seinem Umfeld passiert. Es versucht, den Ereignissen einen Sinn zu geben. Als Pflegefamilie können Sie ihm dabei helfen.

Wenn Sie auf seine Fragen eingehen und es beruhigen, geben Sie ihm Werkzeuge in die Hand, um nicht nur die eigene Identität zu konstruieren, sondern auch mit der Beziehung mit den leiblichen Eltern umzugehen.

Dazu ist Folgendes wichtig:

  • Dem Kind Gelegenheit zum Reden geben:
    Über die eigenen Gefühle (Angst, Sorgen, Scham, Schuldgefühle usw.) und über alle Fragen, die es sich stellt. Zeigen Sie Gesprächsbereitschaft und Offenheit.
  • Fragen ehrlich beantworten:
    Reden Sie offen mit dem Kind. Stellen Sie nicht in Abrede, dass die Situation für das Kind ein Risiko darstellt. Betonen Sie dabei aber, welche Stärken und Schutzfaktoren es gerade jetzt aufbaut. Wenn das Kind von einer baldigen Heilung spricht, sagen Sie einfach, dass man das nicht wissen kann.
  • Das Kind beruhigen:
    Seine Sorgen und Fragen sind normal.
  • Dem Kind seine Stärken und Ressourcen aufzeigen:
    Zurzeit ist das Kind in einer vulnerablen Situation, aber es trägt alle Ressourcen in sich, um mit der Situation umgehen zu können. Und Sie sind da, um es dabei zu unterstützen.
  • Dem Kind seine Grenzen aufzeigen:
    Manchmal überschätzt ein Kind seine Einflussmöglichkeiten. Es ist wichtig, dass Sie ihm zu verstehen helfen, dass es die Situation nicht verändern kann.

Praxistipps

Je nach Alter und Entwicklungsstand nährt das Kind andere Sorgen und stellt sich andere Fragen. Ebenso hat es möglicherweise nicht dasselbe Verständnis der Ereignisse. Wichtig: Passen Sie Ihre Sprache und Ihre Antworten seinem Alter an.

Hier finden Sie unsere Tipps, wie Sie mit dem Kind altersgerecht reden können.

Im Folgenden die wichtigsten Sorgen von Kindern aus suchtbetroffenen Familien und mögliche Antworten:

«Bin ich schuld, dass Papa so ist ? »

«Nein. Das ist nicht deine Schuld. Dein Papa ist krank. Dafür kannst du nichts. Und weil es eine Krankheit ist, kann auch er nichts dafür.»

«Werde ich auch sein wie meine Mama?»

«Deine Mama ist krank. Darum geht es ihr nicht gut. Du bist ihr Kind, aber du hast nicht ihre Krankheit.»

«Warum hört er nicht mit dem Trinken (Konsum) auf?»

«Die Sucht ist eine Krankheit im Gehirn. Das heisst, dass das Gehirn von deinem Papa im Moment nicht ganz richtig funktioniert. Darum kann er nicht mit dem Trinken (Konsumieren) aufhören. Im Moment ist die Krankheit stärker als er. Vielleicht schafft er es eines Tages, mit Unterstützung. Sein Wille allein reicht dafür nicht.»

«Wieso lässt sich Mama nicht behandeln?»

«Der Alkohol (anderes Suchtmittel oder Verhalten) nimmt in ihrem Leben den ganzen Raum ein. Sie erkennt die Realität nicht mehr und erkennt vielleicht nicht, dass sie ein Problem hat. Es ist zwar hart, aber man kann sie nicht zu einer Behandlung zwingen. Nur sie kann sich dazu entscheiden und Hilfe suchen, um es auch zu schaffen.»

«Wo ist Papa? Ist er tot? Würde ich es erfahren, wenn er sterben würde?» (Elternteil lebt beispielsweise auf der Strasse oder meldet sich nicht mehr)

«Dein Papa ist momentan nicht da. Aber es hat Leute, die kümmern sich um ihn. Hab nur keine Sorge. Wenn ihm etwas passiert, erfährst du es.»

«Wer kümmert sich um Mama, wenn ich nicht mehr da bin?» (Besuche wurden eingestellt oder die Mutter erscheint nicht)

«Du wirst deine Mama jetzt eine Weile lang nicht mehr sehen. Sie muss Zeit für sich nehmen, um ihre Krankheit zu behandeln. Es hat Leute, die sich um sie kümmern. Du brauchst dir darüber keine Sorgen zu machen.»

«Wieso brüllt mich Papa an?»

«Wenn dein Papa trinkt/konsumiert, wird er anders. Er sagt oder tut böse Dinge. Daran ist seine Alkoholkrankheit (anderes Mittel oder Verhalten) Schuld. Das ist nicht deine Schuld. Dein Papa liebt dich trotzdem. Am besten reagierst du nicht und gehst aus dem Raum. Wenn es gar nicht mehr geht, rufe uns an.»

«Mama lügt mich an. Was soll ich tun?»

«Wenn du nicht sicher bist, ob deine Mama die Wahrheit sagt, sprichst du am besten mit uns.»

«Ich fühle mich schuldig, hier bei euch zu leben…»

«Du darfst traurig sein, weil du nicht mehr bei deinem Papa lebst. Weil er krank ist, kann er sich im Moment nicht um dich kümmern. Darum bist du bei uns. Du darfst dein eigenes Leben führen. Damit lässt du deinen Papa nicht im Stich. Leider kannst du gegen seine Krankheit nichts ausrichten.»