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Umgang mit Konsumsituationen

Fragen im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol (oder anderen Suchtmitteln) in der Pflegefamilie oder bei den platzierten Kindern sind wichtig und sollten nicht vernachlässigt werden. Es geht in erster Linie darum den Dialog, Offenheit und Vertrauen zu ermöglichen, um dieses sensible Thema anzusprechen.

Mit dem Kind über Alkohol, Cannabis, andere Drogen und Verhaltensweisen reden

Psychoaktive Substanzen wie Alkohol, Cannabis und andere Drogen sowie risikoreiche Verhaltensweisen wie Geld- und Glücksspiele, Videogames usw. gehören zu unserer Gesellschaft. Um Tabus zu vermeiden, ist es wichtig, mit Ihrem Pflegekind darüber zu sprechen. Dies gilt speziell für das Suchtmittel (oder die Verhaltensweise) des suchtbetroffenen Elternteils.

Der Stellenwert von Alkohol in der Familie

Gerade Alkohol ist sichtbarer als andere Substanzen und Verhaltensweisen. Möglicherweise trinken Sie in Ihrer Familie gelegentlich Alkohol. In diesem Fall ist es wichtig, offen mit dem Pflegekind darüber zu sprechen und es zu beruhigen:

  • Erklären, was Alkohol ist:
    Es ist eine Substanz, die für die Erwachsenen legal, die aber nicht ungefährlich ist. Sie wirkt sich auf das Hirn aus. Wer zu viel davon konsumiert, gefährdet seine Gesundheit.
  • Betrunkenheit erklären:
    Wer zu viel Alkohol konsumiert, wird betrunken. In diesem Zustand kann man die Kontrolle über sich selbst verlieren. Man kann durchaus Alkohol trinken, ohne ein erhöhtes Risiko einzugehen.
  • Das Kind beruhigen, was Ihren Alkoholkonsum angeht:
    Sie trinken gelegentlich, zu besonderen Anlässen Alkohol. Dies heisst, nicht, dass Sie süchtig werden. Das Kind braucht sich nicht um Ihren Konsum zu sorgen.
  • Dem Kind erklären, dass Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist:
    Nicht alle, die Alkohol trinken, werden krank (süchtig).

Jugendalter und Erstkonsum: Was tun?

Jugendliche erleben in ihrem Alter grosse Veränderungen am Körper und in ihrer Identitätsfindung. Sie bauen sich ihre Identität auf, dies bietet für Kinder aus suchtbelasteten Familien möglicherweise zusätzliche Schwierigkeiten. Manchmal hinterfragen sie sich oder ihre Identität. Sie müssen Neues entdecken und eigene Erfahrungen machen. In diesem Zusammenhang machen sie oft erste Konsumerfahrungen (Tabak, Alkohol, Cannabis usw.).

Die grosse Mehrheit der Jugendlichen trinkt nicht übermässig Alkohol und konsumiert nicht problematisch Cannabis. Trotzdem ist es wichtig, mit Ihrem Pflegekind im Jugendalter über diese Substanzen zu sprechen und über seine ersten Erfahrungen zu wachen. Kinder aus suchtbetroffenen Familien sind nämlich stärker gefährdet, selbst eine Sucht zu entwickeln, auch von legal verschriebenen Medikamenten).

In jedem Fall wird empfohlen:

  • Klare Grenzen setzen.
    Kein Alkohol vor 16. Danach mit Mass, bei speziellen Anlässen. Kein Cannabis, keine anderen Drogen. Auf der Website meinteenager.ch finden Sie konkrete Tipps, wie Sie Grenzen setzen können.
  • Dem Kind vertrauen.
    Experimentierfreudigkeit ist ein normaler Bestandteil der Entwicklung im Jugendalter. Ihr Vertrauen setzt im Jugendalter die Ressourcen frei, um das eigene Verhalten zu steuern und mit Ihnen zu reden, wenn etwas nicht gut ist.
  • Auf Anzeichen von problematischem Konsum achten.
    Gewisse Anzeichen sollten Sie als Warnsignale ernst nehmen. In folgenden Fällen ist es besser, Ihre Sozialarbeiterin, Ihren Sozialarbeiter oder einen Fachdienst um Hilfe zu bitten:

    • Der Teenager konsumiert regelmässig oder betrinkt sich.
    • Er konsumiert alleine oder um sich besser zu fühlen.
    • Er hat Probleme in der Schule, beim Lernen, zu Hause.
    • Er hat Verhaltensprobleme (Gewalt, Streit, Isolation usw.).

Bei Missbrauch reagieren

Es kommt vor, dass eine Situation aus dem Ruder läuft und Ihr Pflegekind plötzlich zu viel konsumiert. Es ist wichtig, dass Sie reagieren, wenn es sich betrinkt oder Drogen nimmt.

  • Sicherstellen, dass seine Gesundheit nicht gefährdet ist.
  • Mit dem Kind sprechen, um zu klären, was passiert ist.
    Es ist wichtig, mit ihm über das Geschehene zu sprechen, beispielsweise am Folgetag. Wie ist es dazu gekommen? Was hat es dazu gebracht, so viel zu trinken? Wollte es so viel trinken? Wurde es dazu «gezwungen»?
  • Eine Probezeit festlegen.
    Sie können mit ihm eine Abmachung treffen, damit sich das nicht wiederholt. Dazu können sie auch einen Vertrag abschliessen. Der Teenager muss Ihr Vertrauen zurückgewinnen.
  • Im Wiederholungsfall zusätzliche Grenzen setzen.
    Sie können beispielsweise die Ausgehzeiten einschränken.
  • Bei Bedarf Hilfe suchen.
    Kontaktieren Sie Ihre Kontaktperson beim Kinderschutz oder einen Fachdienst, wenn es nötig wird.

Praxistipps

  • 0-6 Jahre
  • 6-12 Jahre
  • 12-18 Jahre

Auch kleine Kinder unterscheiden zwischen Getränken mit und ohne Alkohol.
So können Sie dem Kind erklären, dass es Produkte gibt, die für die Gesundheit schädlich sind.

Dazu können Sie beispielsweise sagen:

  • Alkohol ist ein Getränk für die Erwachsenen. Es kann gefährlich sein. Wenn man zu viel trinkt, wird man krank und macht Sachen nicht mehr richtig.
  • Es gibt auch andere Produkte, die krank machen. Wer ein solches Mittel zu sich nimmt, wird manchmal ganz komisch.

Beantworten Sie die Fragen des Kindes auf einfache Art, wenn es Sie zu Alkohol, anderen Substanzen oder Verhaltensweisen befragt.

Die Kinder neigen dazu das Verhalten der Erwachsenen, denen sie vertrauen, zu imitieren. Wie Sie mit Alkohol (und anderen Produkten, Verhaltensweisen) umgehen, ist daher eine ausgezeichnete Art, um die Botschaft an das Kind zu bringen. Wenn Sie gern Alkohol trinken und nicht abstinent leben wollen, zeigen Sie dem Kind, dass man auch massvoll trinken kann.

Sie können ihm erklären, dass es Stoffe gibt, die für die Gesundheit schädlich sind.

Dazu können Sie beispielsweise sagen:

  • Alkohol ist ein Getränk, das für Erwachsene erlaubt ist, aber die Gesundheit schwer schädigen kann. Sie wirkt sich auf das Hirn aus. Wenn man zu viel trinkt, verliert man die Kontrolle und tut Dinge, die man nicht tun sollte. Alkohol verursacht auch Unfälle und grosses Leid für viele Menschen.
  • Es gibt andere gesundheitsschädigende Mittel, die man Drogen nennt, und die verboten sind. Man kann krank werden, die Kontrolle verlieren und Dinge tun, die man nicht tun sollte und die man danach bereut.
  • Es gibt auch Verhaltensweisen, die uns wie krank machen. Zum Beispiel Geldspiele. Wenn man zu viel spielt, kann man manchmal nicht mehr damit aufhören. Und das schafft viele Probleme: Geldprobleme, Gesundheitsprobleme, und man kann nicht mehr normal leben.
  • Wenn man krank ist und Schmerzen hat, muss man manchmal Medikamente nehmen. Sonst sollte man keine Medikamente nehmen (ausser Impfungen, Prophylaxe usw.).
  • Wachsam bleiben. Das Jugendalter ist die Zeit, in der die Jugendlichen experimentieren und sich bestätigen wollen.
  • Informationen zu Alkohol, Cannabis, Medikamenten, Drogen und exzessivem Verhalten geben. Erklären, was im Körper passiert und welche Gefahren die einzelnen Substanzen und Verhaltensweisen darstellen.
  • Klare Erwartungen, Grenzen und Regeln vorgeben. Unterschreiben Sie mit dem Jugendlichen bei Bedarf einen Vertrag.
  • Offen mit der/dem Jugendlichen reden. Sprechen Sie über die Folgen des Konsums in unterschiedlichen Situationen (im Ausgang, bei der Arbeit, in der Freizeit usw.).
  • Die Beziehung pflegen. Eine stabile und liebevolle Vertrauensbeziehung und ein stützender Rahmen stärken Jugendliche. Sie werden gestärkt, dem Gruppendruck besser standhalten und missbräuchlichem Konsum aus dem Weg zu gehen. Dabei geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen Hilfsangebot und Selbständigkeit zu ermöglichen.