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Förderung der Entwicklung

Ganz generell und altersunabhängig können Sie die Entwicklung des Kindes schon heute fördern:

  • Schaffen Sie einen stabilen Tagesrhythmus und eine stabile Tagesstruktur.
    Halten Sie sich an die Essens- und Schlafzeiten, zeitliche Aufteilung der verschiedenen Tagesaktivitäten wie Freizeit, Hausaufgaben usw.
  • Fördern Sie Familienrituale.
    Unternehmen Sie Aktivitäten als Familie, feiern Sie Geburtstage und wichtige Feste im Jahresverlauf, entwickeln Sie eigene Rituale (z. B. hausgemachte Freitagabend-Pizza) usw.
  • Pflegen Sie ein Wertesystem.
    Achten Sie beispielsweise auf gegenseitigen Respekt, Loyalität, Einhalten von Versprechen, Zuverlässigkeit usw.

Emotionen der Kinder aus suchtbetroffenen Familien kennen um Unterstützung zu bieten

Scham, Einsamkeit, Trauer

Viele Kinder reagieren mit Schamgefühlen. Sie versuchen, die Situation zu vertuschen. Sie wagen es nicht, Schulkameraden in die leibliche Familie einzuladen. Sie tendieren zu Rückzug und Isolation.

Wichtig: Den Kindern helfen und sie ermutigen, Aktivitäten und vertrauensvolle Beziehungen zu pflegen, die ihnen Freude bereiten.

Verschweigen und Verheimlichen

Kinder, auch die Kleinsten, merken sehr wohl, dass «etwas nicht rund läuft». Sie wissen nicht, wie sie darüber reden können, oder wagen es nicht, weil sie nicht stören möchten, keinen Streit auslösen wollen oder Angst haben, dass man ihnen nicht glaubt.
Diese Kinder schweigen meistens auch gegenüber Aussenstehenden. Sie lieben ihre Eltern und sind ihnen treu. Manchmal versuchen sie, ihre Familie zu beschützen, oder haben Angst, ihre Familie zu «verraten».

Wichtig: Den Kindern einen Rahmen bieten, der ihnen aus der Isolation und dem Schweigen heraushilft und in dem es Raum für Gespräche hat. Es ist wichtig, dass sie über ihre eigenen Gefühle und Schwierigkeiten reden können. Das ist nur möglich, wenn ein Vertrauensklima herrscht.

Zwischen Liebe und Hass

Die Kinder empfinden den Eltern gegenüber oft widersprüchliche Gefühle: Von Enttäuschung und Wut zu Zuneigung und Liebe. Manchmal abwechselnd, manchmal gleichzeitig.

Die Kinder müssen die Möglichkeit haben, über ihre Gefühle zu reden. Sie müssen verstehen, dass ihre Gefühle, Gedanken und ihr Handeln gerechtfertigt sind. Sie müssen fühlen, dass Ihre Wahrnehmung stimmt: Tatsächlich läuft etwas nicht rund in der leiblichen Familie. Sie müssen von Schuldgefühlen befreit werden: Sie sind nicht schuld an den Problemen, und das müssen sie akzeptieren lernen. Das ist nicht einfach, denn das heisst auch, dass sie akzeptieren, die Situation nicht verändern zu können.

Instabilität, Unsicherheit, Angst

Die Kinder und Jugendliche erhalten von den leiblichen Eltern oft widersprüchliche Botschaften. Oft sind sie mit plötzlichen Stimmungswechseln, akuten Krisensituationen oder gar medizinischen Notfällen konfrontiert. In solchen Fällen ist es schwierig, eine vertrauensvolle, tragende Bindungsbeziehung aufzubauen.
Sie machen sich Sorgen, haben oft Angst vor Konflikten, verbaler und körperlicher Gewalt. Sie haben Angst, verloren zu gehen oder verlassen zu werden, und fürchten sich davor, nicht mehr geliebt zu werden.

Die Kinder müssen Abstand zu den Ereignissen und zur Stimmung in der leiblichen Familie gewinnen können.
Sie sind auf stabile Beziehungen mit Menschen angewiesen, die sie verstehen, unterstützen und respektieren. So können sie Vertrauen und Beständigkeit erfahren.

Schuldgefühle, Ohnmacht

Oft fühlen sich diese Kinder (mit-) verantwortlich für das Problem, weil sie sich als Ursache wahrnehmen. Die Grösseren können sich für den Hass, die Wut und die Fehlhaltungen verantwortlich fühlen, welche die Eltern ihnen gegenüber oder sie den Eltern gegenüber hegen. Sie fühlen sich wehrlos und ohnmächtig, weil sie nicht wissen, wie sie die Situation verändern können.

Wichtig: Den Kindern erklären, dass sie nicht für die Probleme ihrer Eltern verantwortlich sind und dass sie ihre Eltern nicht heilen können.

Überforderung, Rollentausch

Diese Kinder übernehmen in der leiblichen Familie oft Verantwortlichkeiten, die nicht ihrem Alter entsprechen. In der kindlichen «Allmachtsvorstellung» glauben sie, sie könnten die Situation meistern. Dies führt teilweise dahin, dass sie die Unbeschwertheit der Kindheit verlieren und sie die Situation früh erwachsen werden lässt.

Die Kinder müssen ihre Kindheit leben dürfen. Sie brauchen Zeit und psychischen Freiraum. um sich selbst zu sein und altersgemässe Aktivitäten zu unternehmen. Wichtig: Anerkennen, was das Kind schon geleistet hat. Es beruhigen und ihm erklären, dass sich nun Erwachsene um die Situation kümmern werden.

Kinder aus suchtbetroffenen Familien haben eine rund sechs Mal grössere Wahrscheinlichkeit, später selbst eine Suchtkrankheit zu entwickeln als andere Kinder. Es gibt bestimmte Schutzfaktoren, welche die Entwicklung des Kindes positiv beeinflussen und dieses Risiko möglicherweise reduzieren können.

Als Schutzfaktoren gelten die Ressourcen, welche die Anpassungsfähigkeit des Kindes steigern. Wenn Sie zur Entwicklung dieser Schutzfaktoren beitragen, helfen Sie dem Kind, sich Fähigkeiten und Instrumente (sog. Lebenskompetenzen) anzueignen, die es auch für das künftige Leben behalten wird; namentlich für die Beziehung mit dem suchtbetroffenen Elternteil, das Verhältnis zu Suchtmitteln usw.

Folgende Schutzfaktoren sollten gefördert werden:

  • Selbstwert
  • Fähigkeit, Probleme zu lösen
  • Fähigkeit, um Hilfe zu bitten
  • Fähigkeit, eigene Pläne und Vorhaben auszuführen
  • Offene Haltung, um persönliche Interessensgebiete zu entwickeln
  • Fähigkeit, stabile Vertrauensbeziehungen mit Erwachsenen zu pflegen (z. B. mit Ihnen als Pflegefamilie)

Praxistipps

Unten finden Sie konkrete Ideen nach Alter, um die Schutzfaktoren altersgemäss zu fördern.

  • 0 – 6 Jahre
  • 6-12 Jahre
  • 12-18 Jahre

So stärken Sie die Lebenskompetenzen zu Hause:

  • Dem Kind beibringen, seine Gefühle mit Hilfsmitteln, Handpuppen oder Illustrationen auszudrücken.
  • Dem Kind beibringen, die Gefühle der Mitmenschen zu erkennen und zu benennen.
  • Das Kind dazu einladen, am Familienleben teilzuhaben, sodass es stolz auf das sein kann, was es tut. Konstruktive Rückmeldungen zu seinem Verhalten, seinen Versuchen und Irrtümern geben.
  • Dem Kind keine fixfertigen Lösungen bieten, sondern anleiten, sie selbst zu finden.
  • Das Kind zum positiven, konstruktiven Denken ermutigen. Dazu können Sie beispielsweise die schönen Erlebnisse und Glücksmomente hervorheben.
  • Beibringen wie mit Enttäuschungen und Frust umzugehen.
  • Täglich gemeinsam etwas mit dem Kind unternehmen im Haushalt oder in der Küche (altersgemäss, realistisch).
  • Darauf hinweisen, dass unterschiedliche Reaktionen möglich sind, beispielsweise in gewissen Situationen auf dem Spielplatz.
  • Das Kind ermutigen, einer Freizeittätigkeit nachzugehen (wenn es finanziell drin liegt): Sport, Musikinstrument, Gestaltung usw.
  • Dem Kind beibringen (z.B. mit einem Gefühlskalender), die eigenen Gefühle zu erkennen und mit ihnen umzugehen.
  • Dem Kind beibringen, die Gefühle der Mitmenschen zu erkennen.
  • Einen Stress-Werkzeugkasten erstellen etwa mit Aktivitäten, Spiel, Kinderyoga und Musikhören.
  • Mit dem Kind über Verhaltensregeln sprechen, indem Sie mit ihm beispielsweise ein Poster gestalten.
  • Dem Kind Verantwortung in der Familie zuweisen, kompetenzgerechte Hausarbeiten, die sich weiterentwickeln.
  • Zeiten des Austauschs fördern, in denen das Kind spielerisch oder zeichnerisch über seine Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben reden kann.
  • Beibringen, Gewalt abzulehnen.
  • Das kritische Denken fördern gegenüber dem Einfluss der Gleichaltrigen, der Medien und der Mode.
  • Beibringen, um Hilfe zu bitten.
  • Den oder die Jugendliche ermutigen, einer Freizeittätigkeit nachzugehen (wenn es finanziell drin liegt): Sport, Musikinstrument, Gestaltung usw.
  • Selbständigkeit fördern und die Ausführung kleiner Projekte überlassen: das Zimmer einrichten, ein Essen für Gäste zubereiten, einen Familienausflug organisieren usw.
  • Selbstvertrauen stärken, indem Sie die Dinge unterstreichen, die gut ausgeführt wurden.
  • Hilfsmittel zum Umgang mit Stress und Gefühlen vorstellen.
  • Zeiten des Austauschs fördern, beispielsweise im spontanen Rahmen (Autofahrt, Hausarbeiten usw.).
  • Das kritische Denken fördern gegenüber dem Einfluss der Gleichaltrigen, der Medien und der Mode.
  • Sich vergewissern, dass der/die Jugendliche weiss wo Hilfe finden.
  • Darauf achten, ob die Ausgehzeiten eingehalten werden. Allgenfalls die Regeln kompetenzgerecht anpassen.